„Schule in einem Wandel, wie sie ihn noch nicht erlebt hat“
Die rasche Entwicklung der heutigen Wissensgesellschaft setzt Wandelprozesse voraus. In besonderem Maße sind hiervon verschiedene Bildungsdomänen betroffen. In den gewohnten Strukturen der Bildungsgestaltung sind Grenzüberschreitungen erforderlich. Diese weisen wiederum besondere Zusammenhänge zu der im Bildungsansatz des integrierten (Fremd-)Sprachen- und (Sach-)Fachlernens (Content and Language Integrated Learning, CLIL) propagierten Kompetenzorientierung und fächerübergreifenden Fertigkeitsvermittlung auf.
und zeitgemäßen Schule zu identifizieren und dort sachgerecht zu verankern. Angesichts der aktuellen Mehrsprachigkeitsbemühungen der europäischen Sprachenbildungspolitik kommt dem weltweit flexibel einsetz- und wahrnehmbaren blended learning – Aus- und Fortbildungsprogramm auch insofern eine besondere Bedeutung zu, als es für die Neuorientierung in der Schulbildung gerade den Bereich des Deutschen als Fremdsprache zum wegweisenden Ausgangspunkt macht und als eine wichtige Teilaufgabe die Übertragung auf weitere Kontexte der schulisch-institutionellen Fremdsprachenvermittlung anstrebt.
Im vorliegenden Webportal finden Sie fünf Filmbeispiele zu Themen, die mit Blick auf die Grundsäulen des Schule im Wandel-Fortbildungsprogramms – sprich, a) Schulen, b) Unterricht, c) Pädagogische Konzepte und Projekte – als Querschnittthemen anzusehen sind: Sowohl der Bildungsansatz des integrierten (Fremd-)Sprachen- und (Sach-)Fachlernens (Content and Language Integrated Learning, CLIL), als auch der Einbezug zeitgerechter Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in den Unterricht und dessen Planung, Organisation und Weiterentwicklung zählen zu den Instrumenten, die in vielversprechender Weise zu einer zeitgemäßen Neuorientierung in der Schulbildung und deren Organisation beitragen können. Die vorliegenden fünf Fallbeispiele aus unterschiedlichen Bildungskontexten in Finnland demonstrieren, wie dies in der Praxis und von Deutsch als Fremdsprache ausgehend geschehen kann.
Einführung
Der moderne Berufsalltag und das multikulturell-vielsprachige Miteinander unserer Wissensgesellschaft verlangen Kompetenzen, in denen sich unterschiedliche Fachkenntnisse und -fertigkeiten miteinander synergetisch verknüpfen. Für die gesamte Bildungsgestaltung – und nicht zuletzt für die Domäne Schule – stellen diese Tendenzen neue, rasant wachsende Herausforderungen dar: Eine Institution Schule, in der eine überwiegend isolierte Vermittlung von spezifischen Fachinhalten stattfindet, scheint inzwischen überholt. An ihre Stelle muss ein Ort treten, in dem Lernarrangements zu einem individuell profilier- und regulierbaren, kompetenzorientierten Wissens- und Fertigkeitserwerb möglich sind. Es sind schulische Erlebnis- und Lernwelten zu gestalten, die ihrer grundsätzlichen Natur nach fächer-, fachschaft- und sogar schul- bzw. institutionsübergreifende Kooperationen nicht nur erlauben, sondern zu solchen geradezu einladen.
Das vom Goethe-Institut initiierte und in internationaler Projektzusammenarbeit entstandene Aus- und Fortbildungsprogramm Schule im Wandel setzt sich zum Ziel, heutige und künftige ExpertInnen der schulischen (Fremd-)Sprachenbildung auf solche Änderungen und Herausforderungen vorzubereiten, sowie sie in ihren vielfältigen, teils vollkommen neuartigen Aufgaben nachhaltig zu unterstützen. In den drei inhaltlichen Schwerpunktbereichen des Programms – Schulen, Unterricht, Pädagogische Konzepte und Projekte – werden jeweils vier für den Wandel der schulischen (Fremdsprachen-)Bildung zentrale Themen aufgegriffen, mittels verschiedener, zeitgerechter Materialien und Medien (u.a. Filmausschnitte) vorgestellt, analysiert und diskutiert – und dies in einem flexiblen, globusweit einsetz- und wahrnehmbaren blended learning – Modus. In den für die vorliegende Webseite ausgewählten fünf Filmen sind konkrete Bezüge zu allen drei inhaltlichen Grundsäulen des Schule im Wandel- Programms zu erkennen. Den inhaltlichen Kern bilden jedoch zwei Bereiche, die im Hinblick auf das Gesamtprogramm als Querschnittsthemen gelten können: Sowohl der Bildungsansatz des integrierten Sprachen- und Fachlernens (Content and Language Integrated Learning , CLIL), als auch der Einbezug zeitgerechter Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in den Unterricht und dessen Planung, Organisation und Weiterentwicklung gehören unserer Erfahrung nach just zu den Instrumenten, die in vielversprechender Weise zu einer zeitgemäßen Neuorientierung in der Schulbildung und deren Organisation auf unterschiedlichen Ebenen – so wie es das Programm vorsieht und anstrebt – beitragen können.
Wie dies in der Praxis aussehen und dabei auch noch von Deutsch als Fremdsprache ausgehen kann, zeigen uns die vorliegenden Fallbeispiele aus Finnland.
In kleinen Schritten an den (CLIL-)Start: Fächerübergreifende Projekte in Deutsch als Fremdsprache
Der Bildungsansatz des integrierten (Fremd-)Sprachen- und (Sach-)Fachlernens (Content and Language Integrated Learning, CLIL) nimmt bereits seit geraumer Zeit einen zentralen Stellenwert in den Entwicklungsprogrammen der europäischen Sprachbildungspolitik ein. So wie der Ansatz als bottom-up-Bewegung bekannt geworden ist und sich auch etabliert hat, so gilt es nun als ein Ziel der gesamteuropäischen Entwicklungsarbeit, erfolgreiche praktische Umsetzungsformen des CLIL zu identifizieren, diese länderübergreifend zugänglich und bekannt zu machen und somit – ganz im Sinne der gesamteuropäischen Bildungskooperation – voneinander zu lernen. Als konkrete mittelfristige Ziele sind u.a. die curriculare Verankerung entsprechender Unterrichtsangebote und die (Weiter-)Entwicklung spezieller Lehreraus- und -fortbildungsprogramme anzuführen, sowie die Einrichtung einer longitudinalen und systematischen, heute noch vielerorts lückenhaften Begleitforschung zu CLIL.
Neben dem Gelingen der überaus wichtigen ersten Schritte auf dem Entwicklungsweg des CLIL liefert der Film deutliche Beweise dafür, wie relevant das soziale Klima eines jeden ‚Lernsettings‘ insgesamt für das Wohlbefinden und somit auch für einen erfolgreichen Lernprozess ist: Nur wenn das Umfeld stimmt, kann auch Lernen wirklich stattfinden – und dies gilt natürlich nicht nur für den Kontext des CLIL.
Schließlich eignet sich das Filmbeispiel auch als Einstieg in die allgemeinere, in der europäischen Bildungslandschaft momentan recht lebhaft geführte Diskussion um den Bildungsansatz des integrierten (Fremd-)Sprachen- und (Sach-) Fachlernens generell: Die verschiedenen Entwicklungsstadien und Umsetzungsmöglichkeiten des CLIL werden im Film exemplarisch anhand einer CLIL-Spirale veranschaulicht: Während am unteren Ende der Spirale die allerersten Experimente in Form von „Mini-Projekten im kleinen Rahmen“ – sprich, im eigenen Unterricht – stehen, ändern und vermehren sich die Herausforderungen und Erfordernisse an die Unterrichtsgestaltung parallel zum Voranschreiten auf der Spirale: Je höher man steigt, desto größer ist auch die Anzahl und die interrelationale Komplexität der Faktoren, die eine jede CLIL-Praxis ausmachen, und von denen die dortigen Lernerfolge im Endeffekt abhängen.
Qualitätssicherung des integrierten Fremdsprachen- und Sachfachlernens – Zur Verzahnung von Sprache und Fach in Deutsch als Fremd- und Unterrichtssprache
In den Fachdiskussionen um Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des CLIL stößt man regelmäßig und zielsprachenübergreifend auf Themen wie a) die Entwicklung von Lehreraus- und -fortbildungsstrukturen, b) die Förderung vom Dialog zwischen den bildungspolitischen Entscheidungsträgern und der Bildungspraxis, c) den Stellenwert der Öffentlichkeits- und Informations- bzw. Elternarbeit, sowie die d) Organisation einer longitudinalen Begleitforschung zu CLIL. Was jedoch die spezifischeren Fragestellungen hinsichtlich der Unterrichtspraxis per se angeht, so sorgt kaum ein anderes Thema derartig für Diskussionsstoff und einen so lebendigen Gedankenaustausch über Fachdomänen hinweg, wie die Verzahnung von Sprache und Fach im Unterricht.
CLILiG „in praxi“: Integriertes Sprachen- und Fachlernen auf Deutsch: Methodenbeispiel und
unterrichtliche Interaktion im Fach Mathematik
Sind die strukturell-organisatorischen Fundamente für das integrierte Sprachen- und Fachlernen an einer Bildungseinrichtung vorhanden, so rücken die methodisch-inhaltlichen Aspekte der Unterrichtsgestaltung und -durchführung immer stärker in den Vordergrund der Entwicklungsarbeit. Nicht selten wirft sich gerade in anfänglichen Stadien der Unterrichtsplanung die Frage auf, wie man denn überhaupt und grundsätzlich Sachfachinhalte, die auch in frühen Lernstadien recht komplex sein können, Lernenden beibringen kann, bei denen die (selbst rezeptive) Beherrschung der Unterrichtssprache noch an relevanten Stellen Lücken aufweist.
Qualitätssicherung des integrierten Sprachen- und Fachlernens: Zur Kooperation zwischen Sprache und Fach in der Lehrerfortbildung
In Kontexten, in denen Formen des fächerübergreifenden Fremdsprachenunterrichts bzw. fremdsprachigen Fachunterrichts bereits etabliert sind, aber dennoch kontinuierliche Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung möglich sind, werden auch immer neue Entwicklungsbedürfnisse erkannt. Im Falle der Deutschen Auslandsschulen gehören hierzu u.a. neue Strukturen in der Lehrerfortbildung – und dies gerade auch zwecks Weiterentwicklung des in diesem Kontext bereits traditionsreichen integrierten Sprachen- und Fachlernens.
Sabine Häußinger, Regionale Fortbildungskoordinatorin an der Deutschen Schule Helsinki (2009) erläutert in unserem Interview, wie sich diese Strukturen bisher für den nordeuropäischen Kontext und das regionale Fortbildungszentrum an der Deutschen Schule Helsinki entwickelt haben. Mit dem Aufbau der Deutschen Schulen zu Kompetenzzentren der schulischen Deutschvermittlung bzw. zu wichtigen Knotenpunkten derselben können hier Entwicklungen erkannt werden, die für die gesamte Etablierung und Verbreitung des CLILiG von erstrangiger Relevanz sein können – und dies globusweit.
Innovationen durch Kooperation: Förderung der schulischen (Fremd-)Sprachenbildung mittels IKT: Beispiele aus der Region Oulu, Finnland
In der nordfinnischen Technologiestadt Oulu, mitunter auch „Silicon Valley“ Finnlands genannt, wird der Einsatz zeitgemäßer IKT-Anwendungen auch im Bildungsbereich großgeschrieben. Im Entwicklungsprojekt „Netzbasiertes Lernen – Schule der Zukunft“ haben sich zahlreiche Schulen in der Region zusammengetan, um sowohl gemeinsam, als auch in fach- bzw. fachschaftspezifischen Gruppen über Möglichkeiten der heutigen IKT-Medien in der Erweiterung und Qualitätsentwicklung ihrer Unterrichtsangebote nachzudenken, sowie die zwischeninstitutionelle Zusammenarbeit in der Region zu fördern.
Vor dem Hintergrund der Ouluer Initiativen zur Förderung und Entwicklung der schulischen (Fremd-)Sprachenbildung mittels IKT wundert es nicht, dass wir mit unserem Vorschlag, an den am Projekt „Schule der Zukunft “ beteiligten Schulen eine neuartige, filmbasierte Computersimulation zur Dokumentierung kommunikativer Sprachfertigkeiten erproben zu wollen, offene Türen einrennen konnten. An drei Tagen haben in und um Oulu ca. 100 Fremdsprachenlernende in den Klassenstufen 10 bis 12 an einem einzigartigen Experiment teilgenommen: Nach der Erstellung eines individuellen Sprachprofils zu ihren Spracherwerbsbiographien und ihrem inner- und außerschulischen Sprachverhalten wurden sie mittels IKT – am eigenen Laptop samt Headset – in diverse fremdsprachige Umgebungen versetzt, in der sie unterschiedliche, alltägliche Kommunikationssituationen durchlaufen konnten – und dies in der jeweils ausgewählten Sprach- und Kulturumgebung und unter Einbezug zeitgemäßer Kommunikationsmedien.
Nachdem sie von „ihrer Reise“ zurückgekehrt waren, konnten sie jeweils ihre Kommunikationsperformanz noch einmal Revue passieren lassen und sie mittels eines für die Simulationen maßgeschneiderten digitalen Auswertungsinstrumentariums online und unter Rücksichtnahme auf die Kompetenzbeschreibungen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen auswerten, kommentieren und anschließend per Mausklick für weitere externe Beurteilung durch die Lehrkraft freischalten.
Der Film 5 auf unserer Webseite bietet einen Überblick über die Erprobungssituationen und führt einige Lehrer- und Schülerkommentare gleich nach dem Experiment vor.
Das Simulationskonzept LangPerform und das Bildungsprogramm „Schule im Wandel“ – eine besondere Synergiebeziehung
Das LangPerform-Konzept ist Ergebnis einer mehrjährigen wissenschaftlichen Forschungsaufgabe zur Entwicklung kommunikativer Sprachfertigkeiten in Deutsch als Fremdsprache bei L1-Finnisch gerade in solchen Lernumgebungen, in denen neben dem sog. formellen Fremdsprachenunterricht – hier: Deutsch als Fremdsprache – auch Sachfächer in Fremdsprachen (Deutsch), unterrichtet werden. Der Einsatz der Simulationen an den Schulen in und um Oulu war Teil einer Erprobungsreihe, in der ca. 350 Fremdsprachenlernende in Finnland an einem solchen Simulationstest teilgenommen haben. Als Ergebnis der Erprobungen wurde inzwischen die Entwicklung ähnlicher Simulationsinstrumente für die spezifischen Zwecke des CLIL, der (Fremdsprachen-) Lehreraus- und -fortbildung, sowie der beruflichen (Fremd-)Sprachenverwendung und der internationalen Rekrutierung in die Wege geleitet.
Ambitionen, Innovationsvermögen, Experimentierfreude und Flexibilität gehören dazu, und sind Voraussetzung, damit die Schule mit der Gesellschaft und der Welt insgesamt Schritt halten kann – in einem Wandel der Zeiten, wie ihn die Welt – oder zumindest die Bildungslandschaft – noch nicht gesehen hat.
Mehr zu LangPerform: http://crealang.com/de/langperformlab-de/
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